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Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie e.V. (DGGPP)

Arbeitsmaterialien

Angst und Depression

Depression

Für Diagnose und Verlaufsmonitoring von depressiven Störungen werden zunehmend Depressionsskalen als Hilfsmittel eingesetzt. Bei der Bewertung der Ergebnisse solcher Instrumente ist Vorsicht geboten: ein „positives“ (pathologisches/suspektes) Resultat in einer Depressionsskala beweist nicht das Vorliegen einer Depression, ein negatives schließt sie nicht aus. Ein Screeningsinstrument ersetzt nicht die klinische Diagnose!

Viele der in der Psychiatrie üblicherweise bei jüngeren Patienten eingesetzten Instrumente (z. B. Hamilton Depressionsskala – HAM-D) bewähren sich bei älteren Patienten nicht, insbesondere bei kognitiven Beeinträchtigungen und Multimorbidität. Deshalb wurde bereits vor über 30 Jahren die Geriatrische Depressionsskala (GDS) entwickelt, die international weit verbreitet ist und in unterschiedlichen Versionen mit zwischen vier und 30 Items verwendet wird.

Das diagnostische und therapeutische Vorgehen muss deshalb biologische, psychologische und soziale Aspekte gleichermaßen berücksichtigen. Die Kombination verschiedener Maßnahmen in einer jeweils individuellen „Mixtur“ wirkt in der Regel besser als jede einzelne Maßnahme allein. Zugleich können aber häufig nicht alle gesundheitlichen Störungen eines älteren Menschen auf einmal behandelt werden. Anderenfalls droht, insbesondere in der Pharmakotherapie, eine Polypharmazie mit gefährlichen Nebenwirkungen und unerwünschten Interaktionen.

Eine gute Alternative ist die Depression-im-Alter-Skala, die hier zum Download zur Verfügung steht.

Literatur:

Heidenblut S:
Depressionsdiagnostik bei geriatrischen Patienten. Die Entwicklung der Depression-im-Alter-Skala (DIA-S).
Dissertation Universität Köln 2012 Download mit freundlicher Genehmigung der Autorin.

Heidenblut S, Zank S (2010):
Entwicklung eines neuen Depressionsscreenings für den Einsatz in der Geriatrie. Die „Depression-im-Alter-Skala“ (DIA-S).
Z Gerontol Geriat 2010 · 43:170–176. DOI 10.1007/s00391-009-0067-z
Download mit freundlicher Genehmigung des Springer Verlages. (Achtung: Das Erscheinungsjahr ist im Artikel mit 2009 angegeben. Tatsächlich ist der Artikel im Jahr 2010 publiziert, Band 43 = 2010)

Weitere Materialien zum Download:
Folien DIA-S
Kurztext DIA-S

Demenz

1. Severe MMSE

Severe MMSE Testbogen
Strotzka Severe MMSE DGG Stuttgart 08.09.16

Die Standard-MMSE differenziert bekanntlich schlecht im Bereich beginnender, leichter Demenzen, aber auch auch im Bereich fortgeschrittener, schwerer Demenzen. Während für Screening bzw. Diagnostik leichter Demenzen mittlerweile zahlreiche Instrumente entwickelt wurden, gibt es für fortgeschrittene Demenzen vergleichsweise sehr wenige. Hierfür bietet sich die Severe MMSE an, die durch die Anlehnung an die Standard MMSE intuitiv leicht zu handhaben ist. Die deutschsprachige Version wurde in Wien von Strotzka u. Kollegen evaluiert, das Verfahren wird dort seit einigen jahren mit sehr guten Erfahrungen eingesetzt.

Literatur:
Harrell LE, Marson D, Chatterjee A, Parrish JA:
The Severe Mini-Mental State Examination: a new neuropsychologic instrument for the bedside assessment of severely impaired patients with Alzheimer disease.
Alzheimer Dis Assoc Disord. 2000 Jul-Sep;14(3):168-75.
Hyperlink: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=PMID%3A+10994658

Sales MV, Suemoto CK, Nitrini R, Jacob-Filho W, Morillo LS:
A useful and brief cognitive assessment for advanced dementia in a population with low levels of education.
Dement Geriatr Cogn Disord. 2011;32(5):295-300. doi: 10.1159/000335358
Hyperlink: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=PMID%3A+22262084

Strotzka S, Sepandj A, Psota G: Severe Mini Mental State Examination – Neuropsychologie für schwer demente Menschen. Psychopraxis 06/2005: 10-15https://dggpp.de/wp-content/uploads/2024/02/SMMSE-Test_Strotzka_DGGPP.pdf

Das MoCA ist ein Screeningverfahren, das im Bereich leichter kognitiver Beeinträchtigungen besser differenziert als die Standard-MMSE. MoCA steht in zahlreichen Sprachen zur Verfügung; in Englisch gibt es darüber hinaus weitere Versionen (BASIC / BLIND / MINI). Alle Materialien stehen für Fachpersonen auf der MoCA-homepage zum kostenlosen download zur Verf ügung (Registrierung erforderlich).

 

CERAD Plus NP-Batterie ermöglicht als weitergehende Untersuchung nach dem Screening eine differenzierte Erfassung verschiedener neuropsychologischer Funktionsbereiche. Die Standard-MMSE ist Teil der CERAD Plus NP-Batterie. Die autorisierte deutschsprachige Version steht mit allen Materialien für Fachpersonen auf der homepage der Memory Clinic des Universitätsspitals Basel zum kostenlosen download zur Verfügung (Registrierung erforderlich); hier besteht auch die Möglichkeit der computergestützten Auswertung und Archivierung. 

Geriatrische Patienten sind oft nicht in der Lage, Aufgaben in den klassischen kognitiven Screeningverfahren zu bearbeiten, weil sie z.B. aufgrund ihrer körperlichen oder senorischen Einschränkungen schlecht zeichnen oder schreiben können. Beim Bamberger Demenz Screening Test (BDST) handelt es sich um ein Screeningverfahren, das gezielt im Hinblick auf diese Problematik entwickelt wurde. Der BDST ist in wenigen Minuten als Bedside- Test durchführbar. Auch ohne ein Testformular, das dem Probanden vorgelegt wird, enthält der BDST Aufgaben zur verbalen Flüssigkeit, zur kognitiven Flexibilität und zur konstruktiven Praxis und liefert unter anderem Informationen über die semantische, verbale und visuell-räumliche episodische Gedächtnisleistung.
Literatur: Trapp W., Weisenberger B., Düclos D., Lautenbacher S., Mitznegg M., Meyrer R., Hajak, G. The Bamberg Dementia Screening Test (BDST) – first evidence regarding the diagnostic usability of a “true bedside” test for geriatric inpatients. Zeitschrift für Neuropsychologie, 2015; 26(3): 161-170

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Die Frage, ob Menschen mit einer fortgeschrittenen Demenz an Schmerzen leiden und ob vielleicht Schmerzen die Ursache für herausforderndes Verhalten sind, ist oft schwer zu beantworten. Wegen der eingeschränkten (verbalen) Kommunikationsmöglichkeiten wird auf nichtsprachliche Ausdrucksformen (Mimik, Körperhaltung usw.) zurückgegriffen. In die Beurteilung fließen zwangsläufig subjektive Momente ein, außerdem muss man das ”normale” Verhalten des betreffenden Menschen kennen, und komorbide Erkrankungen können die Intensität des Ausdrucksverhaltens beeinflussen. Aus diesen Gründen lassen sich mit Assessmentinstrumenten keine quasi objektiven ”Schmerzscores” erheben, auch wenn dies manchmal suggeriert wird. Die Schwierigkeiten werden auch dadurch illustriert, dass es weit über 20 verschiedene solcher Assessmentinstrumente gibt. Die Infobox listet auf, welche Instrumente frei zugänglich sind.

Dirk K. Wolter: Schmerzen und Schmerzmittelabhängigkeit im Alter. Die gerontopsychiatrische Perspektive. Stuttgart: Kohlhammer 2017 

Seit 2011 bearbeitet im Rahmen der europäischen Wissenschafts- und Technologiekooperation COST (European Cooperation in Science and Technology) ein europaweites Netzwerk von Experten das Thema Schmerz und Demenz.

Psychopharmakotherapie

Bevor man sich bei Patienten mit einer langdauernden Benzodiazepinmedikation für (1) eine Dosisreduktion, (2) eine Umstellung oder (3) ein vollständiges Ausschleichen entscheidet, sind zahlreiche Gesichtspunkte zu bedenken. Die Checkliste dient der Überprüfung, ob man alle Aspekte berücksichtigt hat, und sie hilft damit bei der Entscheidung, für welche der drei Möglichkeiten am sinnvollsten ist.

Literatur:

Paquin AM, Zimmerman K, Rudolph JL:
Risk versus risk: a review of benzodiazepine reduction in older adults.
Expert Opin Drug Saf. 2014 Jul;13(7):919-34. doi: 10.1517/14740338.2014.925444

Wolter DK:
Benzodiazepine absetzen im Alter – wann und wenn ja wie
Z Gerontol Geriatr 2017; 50 (2) 115-122. DOI 10.1007/s00391-016-1171-5

Wolter DK:
Suchtpotenzial und andere Risiken von Benzodiazepinen und Z-Drugs im Alter.
SUCHT 2017; 63 (2) 81–97. https://doi.org/10.1024/0939-5911/a000474

Bei der Umstellung einer laufenden Benzodiazepinbehandlung von einer Substanz auf eine andere ist es wichtig, mit Dosierungen zu arbeiten, die im Hinblick auf die Wirksamkeit vergleichbar sind. Die Äquivalenztabelle hilft zur Dosisfindung.

Sucht im Alter

Bevor man sich bei Patienten mit einer langdauernden Benzodiazepinmedikation für (1) eine Dosisreduktion, (2) eine Umstellung oder (3) ein vollständiges Ausschleichen entscheidet, sind zahlreiche Gesichtspunkte zu bedenken. Die Checkliste dient der Überprüfung, ob man alle Aspekte berücksichtigt hat, und sie hilft damit bei der Entscheidung, welche der drei Möglichkeiten am sinnvollsten ist.

Literatur:
Paquin AM, Zimmerman K, Rudolph JL: Risk versus risk: a review of benzodiazepine reduction in older adults. Expert Opin Drug Saf. 2014 Jul;13(7):919-34. doi: 10.1517/14740338.2014.925444
https://www.researchgate.net/publication/262927358

Wolter DK: Benzodiazepine absetzen im Alter – wann und wenn ja wie Z Gerontol Geriatr 2017; 50 (2) 115-122. DOI 10.1007/s00391-016-1171-5

Wolter DK: Suchtpotenzial und andere Risiken von Benzodiazepinen und Z-Drugs im Alter. SUCHT 2017; 63 (2) 81 –97.
https://econtent.hogrefe.com/doi/10.1024/0939-5911/a000474

Bei der Umstellung einer laufenden Benzodiazepinbehandlung von einer Substanz auf eine andere ist es wichtig, mit Dosierungen zu arbeiten, die im Hinblick auf die Wirksamkeit vergleichbar sind. Die Äquivalenztabelle hilft zur Dosisfindung.

Bei einer längerdauernden Benzodiazepinbehandlung ist es oft strittig, ob ein Missbrauch oder eine Abhängigkeit vorliegen bzw. inwieweit das Medikament schädliche Folgen nach sich zieht. Für die Betroffenen ist es häufig – zumindest am Anfang – kaum nachvollziehbar, dass vielleicht ein Suchtproblem vorliegen könnte. Der Benzo-Check hilft, sich diesen heiklen Fragen anzunähern, ohne dass die Patienten sich gleich stigmatisiert fühlen. Quelle und Copyright: Dr. med. Rüdiger Holzbach, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie am Klinikum Arnsberg

Literatur:
Holzbach R (2017) Medikamentenabhängigkeit im Alter – Handlungsleitlinien zum pflegerischen Umgang. In: Hoff T, Kuhn U, Kuhn S, Isfort M (Hrsg.): Sucht im Alter – Maßnahmen und Konzepte für die Pflege. Springer, Berlin. 39-54

Hunold PES (2014) Psychiatrische Beeinträchtigungen durch den Langzeitkonsum von Benzodiazepinen. Dissertation Psychiatrische Universitätsklinik Hamburg.
http://ediss.sub.uni-hamburg.de/volltexte/2015/7117/pdf/Dissertation.pdf

Der Short Michigan Alcohol Screening Test-Geriatric (SMAST-G) ist ein Screeninginstrument mit hoher Sensitivität für Alkoholabhängigkeit im Alter.

Literatur:
Johnson-Greene D, McCaul ME, Roger P: Screening for hazardous drinking using the Michigan Alcohol Screening Test-Geriatric Version (MAST-G) in elderly persons with acute cerebrovascular accidents. Alcohol Clin Exp Res. 2009 Sep;33(9):1555-61. doi: 10.1111/j.1530-0277.2009.00987.x.
https://www.researchgate.net/publication/26256758

Naegle MA: Screening for alcohol use and misuse in older adults: using the Short Michigan Alcoholism Screening Test – Geriatric Version. Am J Nurs. 2008 Nov;108(11):50-8. doi: 10.1097/01.NAJ.0000339100.32362.d9.
Hyperlink: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18946267

Ryou YI, Kim JS, Jung JG, Kim SS, Choi DH: Usefulness of Alcohol-screening Instruments in Detecting Problem Drinking among Elderly Male Drinkers. Korean J Fam Med. 2012 May;33(3):126-33. doi: 10.4082/kjfm.2012.33.3.126.
Hyperlink: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22787534

Der AUDIT (Alcohol Use Disorders Identification Test) wurde im Auftrag der WHO als Screening-Instrument zur Erfassung riskanten Konsums entwickelt und 1989 erstmals veröffentlicht; 2001 erschien die Neuauflage (Babor et al. 2001). In der dritten Frage des AUDIT-C wurde die Zahl der „erlaubten“ Drinks von sechs auf fünf reduziert (NIAAA 2005).
Der Fragebogen sollte am besten im Rahmen eines Interviews vom Arzt oder einem anderen Professionellen ausgefüllt werden. Häufig wird er allerdings dem Patienten zum selber Ausfüllen vorgelegt, wofür im amerikanischen Original eine etwas veränderte Version vorgesehen ist. In der Primärversorgung ebenso wie bei stationären Patienten und älteren Menschen hat sich der AUDIT auch in Deutschland als valide erwiesen (Dybek et al. 2006). Die Kurzfassung AUDIT-C mit drei Fragen zum Konsum gilt – auch im Alter (Berks & McCormick 2008) – als ein geeignetes Screeninginstrument mit hoher Sensitivität für riskanten Alkoholkonsum bzw. Alkoholmissbrauch.

Literatur:
Babor TF, Higgins-Biddle JC, Saunders JB, Monteiro MG: AUDIT. The Alcohol Use disorders Identification Test. Guidelines for Use in Primary Care. Geneva: WHO/MSD/MSB/01.6a. 2. Edition 2001
http://www1.paho.org/English/DD/PUB/AuditBro-3.pdf

Berks J, McCormick R: Screening for alcohol misuse in elderly primary care patients: a systematic literature review. Int Psychogeriatr 2008; 20(6):1090-103
https://www.cambridge.org/core/journals/international-psychogeriatrics/article/screening-for-alcohol-misuse-in-elderly-primary-care-patients-a-systematic-literature-review/D5DC9549F96781FE0D1D45D0B42D2D3D

Dybek I, Bischof G, Grothues J, Reinhardt S, Meyer C, Hapke U, John U, Broocks A, Hohagen F, Rumpf HJ: The reliability and validity of the Alcohol Use Disorders Identification Test (AUDIT) in a German general practice population sample. J Stud Alcohol 2006; 67(3):473-81
https://www.researchgate.net/publication/7172262

Diehl A, Mann K: Früherkennung von Alkoholabhängigkeit. Probleme identifizieren und intervenieren. Dtsch Arztebl 2005; 102: A 2244–2250 [Heft 33]
https://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=48034

NIAAA – National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism (2005): Helping Patients Who Drink Too Much. A clinician’s guide. Updated 2005 edition. Bethesda: NIAAA.
https://www.niaaa.nih.gov/guide

S3-Leitlinie “Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen”. AWMF-Register Nr. 076-001
https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/076-001.html

Bei der Behandlungvon nichttumorbedingten Schmerzen mit Opioidanalgetika kann sich u. U. Ein Missbrauch entwickeln. Risikofaktoren sind im Bereich von vorbestehenden psychischen Störungen, insbesondere Suchterkrankungen, zu suchen, aber auch die Art der Schmerzbeschwerden sowie der bisherige Umgang mit den Schmerzen lassen Rückschlüsse darauf zu, ob die Behandlung mit einem Opioidanalgetikum in Betracht kommt oder eher nicht. Die DIRE-Skala hilft, diese Risikofaktoren systematisch zu berücksichtigen.

Literatur:
Belgrade MJ, Schamber CD, Lindgren BR: The DIRE score: predicting outcomes of opioid prescribing for chronic pain. J Pain. 2006 Sep;7(9):671-81
https://www.jpain.org/article/S1526-5900(06)00626-2/fulltext

Die Leitlinie Medikamentenabhängigkeit aus dem Jahr 2006 ist abgelaufen und auf der AWMF-Homepage nicht mehr verfügbar.
Diese S2-Leitlinie ist jedoch einerseits größtenteils inhaltlich noch aktuell und andererseits sehr praxisnah gehalten.
Eine neue S3-Leitlinie Medikamentenabhängigkeit wird voraussichtlich gegen Ende 2020 erscheinen und dann auf der AWMF-Homepage verfügbar sein.

Schmerzen (gerontopsychiatrische Aspekte)

Bei der Behandlung von nichttumorbedingten Schmerzen mit Opioidanalgetika kann sich u. U. ein Missbrauch entwickeln. Risikofaktoren sind im Bereich von vorbestehenden psychischen Störungen, insbesondere Suchterkrankungen, zu suchen, aber auch die Art der Schmerzbeschwerden sowie der bisherige Umgang mit den Schmerzen lassen Rückschlüsse darauf zu, ob die Behandlung mit einem Opioidanalgetikum in Betracht kommt oder eher nicht. Die DIRE-Skala hilft, diese Risikofaktoren systematisch zu berücksichtigen.

Literatur
Belgrade MJ, Schamber CD, Lindgren BR:
The DIRE score: predicting outcomes of opioid prescribing for chronic pain.
J Pain. 2006 Sep;7(9):671-81
Hyperlink: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=PMID%3A+16942953

Die Frage, ob Menschen mit einer fortgeschrittenen Demenz an Schmerzen leiden und ob vielleicht Schmerzen die Ursache für herausforderndes Verhalten sind, ist oft schwer zu beantworten. Wegen der eingeschränkten (verbalen) Kommunikationsmöglichkeiten wird auf nichtsprachliche Ausdrucksformen (Mimik, Körperhaltung usw.) zurückgegriffen. In die Beurteilung fließen zwangsläufig subjektive Momente ein, außerdem muss man das ”normale” Verhalten des betreffenden Menschen kennen und komorbide Erkrankungen können die Intensität des Ausdrucksverhaltens beeinflussen. Aus diesen Gründen lassen sich mit Assessmentinstrumenten keine quasi objektiven ”Schmerzscores” erheben, auch wenn dies manchmal suggeriert wird. Die Schwierigkeiten werden auch dadurch illustriert, dass es weit über 20 verschiedene solcher Assessmentinstrumente gibt. Die Infobox listet auf, welche Instrumente frei zugänglich sind.

Dirk K. Wolter: Schmerzen und Schmerzmittelabhängigkeit im Alter. Die gerontopsychiatrische Perspektive. Stuttgart: Kohlhammer 2017

Seit 2011 bearbeitet im Rahmen der europäischen Wissenschafts- und Technologiekooperation COST (European Cooperation in Science and Technology) ein europaweites Netzwerk von Experten das Thema Schmerz und Demenz.
Konkretes Ergebnis ist die PAIC-15-Skala („Pain Assessment in Impaired Cognition“) zur Schmerzerfassung bei Demenz. Die PAIC-15-Skala ist kostenlos (inkl. E-Learning Modul) in verschiedenen Sprachen verfügbar auf https://paic15.com/

Fahreignung im Alter

Die Abklärung der Fahreignung im höheren Lebensalter – insbesondere bei beginnenden Demenzerkrankungen – stellt keine leichte Aufgabe dar.

Die Problematik wird umfassend behandelt in dem zweiteiligen Übersichtsartikel von Dirk Wolter, der hier zum download zur Verfügung steht:
Teil 1:Beginnende Demenz und Fahreignung. Teil 1: Grundlagen.
Teil 2: Das Assessment und seine praktischen Konsequenzen.
Wolter D, Z Gerontol Geriat 2014; 47:243–252 und 345-355.
Mit freundlicher Genehmigung des Springer Verlages

Die Frage, wann ein Betroffener nicht mehr Auto fahren sollte, ist durch einen einfachen Test nicht zu beantworten. Algorithmen wurden z. B. von der Amerikanischen Akademie für Neurologie sowie vom Verein Swiss Memory Clinics vorgeschlagen:

Iverson DJ, Gronseth GS, Reger MA et al.; Quality Standards Subcomittee of the American Academy of Neurology:
Practice parameter update: evaluation and management of driving risk in dementia: report of the Quality Standards Subcommittee of the American Academy of Neurology.
Neurology. 2010 Apr 20;74(16):1316-24.
https://www.aan.com/PressRoom/home/GetDigitalAsset/8471

Mosimann UP, Bächli-Biétry J, Boll J et al.:
Konsensusempfehlungen zur Beurteilung der medizinischen Mindestanforderungen für Fahreignung bei kognitiver Beeinträchtigung.
Praxis 2012; 101(7):451 –464.
http://www.irm.uzh.ch/dam/jcr:2685cadf-51cf-4044-a6b9-d9131845f59e/Beurteilung_Mindestanforderungen_kognitiver_Beeinträchtigung.pdf
https://serval.unil.ch/resource/serval:BIB_32688308C44D.P001/REF

Jüngst wurde in Bielefeld ein Algorithmus entwickelt, der auf die deutschen Verhältnisse zugeschnitten ist:
Seniorenberatung Aufgrund Fahreignungsrelevanter Einschränkungen (SAFE)
SAFE_deutsch
SAFE_english

Preliminary Validation of a Questionnaire Covering Risk Factors for Impaired Driving Skills in Elderly Patients
Schulz P, Spannhorst S, Beblo T, Thomas C, Kreisel S, Driessen M, Toepper M, Geriatrics 2016, 1(1), 5

Advice for Elderly Drivers in a German Memory Clinic: A Case Report on Medical, Ethical and Legal Consequences.
Spannhorst S, Toepper M, Schulz P, Wenzel G, Driessen M, Kreisel S Geriatrics 2016, 1(1), 9

Konsensusverfahren zur Beratung von Senioren in der Gedächtnissprechstunde
Spannhorst S, Kreisel S, Toepper M, Thomas C NEUROTRANSMITTER 2014; 25 (11): 30-34
https://www.springermedizin.de/konsensusverfahren-zur-beratung-von-senioren-in-der-gedaechtniss/9318556

Für den allgemeinärztlichen Bereich wurden Untersuchungsprogramme entwickelt, so etwa in den USA gemeinsam von der American Geriatrics Sociaty und der National Highway Traffic Safety Administration oder an der Universität Bonn:

American Geriatrics Society & A. Pomidor, Ed. (2016, January). Clinician’s guide to assessing and counseling older drivers, 3rd edition.
(Report No. DOT HS 812 228). Washington, DC: National Highway Traffic Safety Administration. The American Geriatrics Society retains the copyright.
http://www.michigan.gov/documents/sos/Clinicians_Guide_To_OlderDrivers_3rd_edition_523147_7.pdf

Physician’s Guide to Assessing and Counseling Older Drivers, 2nd edition
Carr DB; Schwartzberg JG; Manning L; Sempek J; , Washington, D.C. NHTSA. 2010.
https://www.worldcat.org/title/physicians-guide-to-assessing-and-counseling-older-drivers/oclc/699491452

Entwicklung und Evaluation eines Screening-Tests zur Erfassung der Fahrkompetenz älterer Kraftfahrer.
Engin T, Kocherscheid K, Feldmann M, Rudinger G: Bergisch Gladbach: Bundesanstalt für Straßenwesen. Bericht M 210. 2010.
http://bast.opus.hbz-nrw.de/volltexte/2011/274/pdf/M210.pdf

Die europäische Expertenkommission CONSOL (Concerns & Solutions – Road Safety in the Ageing Societies) hat sich in einem ausführlichen Bericht kritisch zu der häufig erhobenen Forderung nach altersgebunden Pflichtuntersuchungen zur Fahreignung geäußert und hervorgehoben, dass vielmehr die Verkehrsumwelt altengerecht verändert werden muss.
https://ec.europa.eu/transport/road_safety/sites/roadsafety/files/pdf/projects_sources/consol_synthesis_recommendations.pdf