Sucht im Alter
Bevor man sich bei Patienten mit einer langdauernden Benzodiazepinmedikation für (1) eine Dosisreduktion, (2) eine Umstellung oder (3) ein vollständiges Ausschleichen entscheidet, sind zahlreiche Gesichtspunkte zu bedenken. Die Checkliste dient der Überprüfung, ob man alle Aspekte berücksichtigt hat, und sie hilft damit bei der Entscheidung, welche der drei Möglichkeiten am sinnvollsten ist.
Literatur:
Paquin AM, Zimmerman K, Rudolph JL:
Risk versus risk: a review of benzodiazepine reduction in older adults.
Expert Opin Drug Saf. 2014 Jul;13(7):919-34. doi: 10.1517/14740338.2014.925444
https://www.researchgate.net/publication/262927358
Wolter DK: Benzodiazepine absetzen im Alter – wann und wenn ja wie Z Gerontol Geriatr 2017; 50 (2) 115-122. DOI 10.1007/s00391-016-1171-5
Wolter
DK: Suchtpotenzial und andere Risiken von Benzodiazepinen und Z-Drugs
im Alter.
SUCHT 2017; 63 (2) 81 –97.
https://econtent.hogrefe.com/doi/10.1024/0939-5911/a000474
Bei der Umstellung einer laufenden Benzodiazepinbehandlung von einer Substanz auf eine andere ist es wichtig, mit Dosierungen zu arbeiten, die im Hinblick auf die Wirksamkeit vergleichbar sind. Die Äquivalenztabelle hilft zur Dosisfindung.
Bei einer längerdauernden Benzodiazepinbehandlung ist es oft strittig, ob ein Missbrauch oder eine Abhängigkeit vorliegen bzw. inwieweit das Medikament schädliche Folgen nach sich zieht. Für die Betroffenen ist es häufig – zumindest am Anfang – kaum nachvollziehbar, dass vielleicht ein Suchtproblem vorliegen könnte. Der Benzo-Check hilft, sich diesen heiklen Fragen anzunähern, ohne dass die Patienten sich gleich stigmatisiert fühlen. Quelle und Copyright: Dr. med. Rüdiger Holzbach, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie am Klinikum Arnsberg
Literatur:
Holzbach R (2017) Medikamentenabhängigkeit
im Alter – Handlungsleitlinien zum
pflegerischen Umgang. In: Hoff T, Kuhn U, Kuhn S, Isfort M (Hrsg.): Sucht
im Alter – Maßnahmen und Konzepte für die Pflege. Springer, Berlin. 39-54
Hunold
PES (2014) Psychiatrische Beeinträchtigungen durch den Langzeitkonsum
von Benzodiazepinen. Dissertation Psychiatrische Universitätsklinik
Hamburg.
http://ediss.sub.uni-hamburg.de/volltexte/2015/7117/pdf/Dissertation.pdf
Der Short Michigan Alcohol Screening Test-Geriatric (SMAST-G) ist ein Screeninginstrument mit hoher Sensitivität für Alkoholabhängigkeit im Alter.
Literatur:
Johnson-Greene D, McCaul ME, Roger
P: Screening for hazardous drinking using
the Michigan Alcohol Screening
Test-Geriatric Version (MAST-G) in elderly persons with acute cerebrovascular
accidents.
Alcohol Clin Exp Res. 2009 Sep;33(9):1555-61. doi: 10.1111/j.1530-0277.2009.00987.x.
https://www.researchgate.net/publication/26256758
Naegle MA:
Screening for alcohol use and misuse in older adults: using the
Short Michigan Alcoholism Screening Test - Geriatric
Version. Am J Nurs.
2008 Nov;108(11):50-8.
doi: 10.1097/01.NAJ.0000339100.32362.d9.
Hyperlink: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18946267
Ryou YI,
Kim JS, Jung JG, Kim SS, Choi DH: Usefulness
of Alcohol-screening Instruments in Detecting
Problem
Drinking among
Elderly Male Drinkers. Korean J Fam Med. 2012 May;33(3):126-33.
doi: 10.4082/kjfm.2012.33.3.126.
Hyperlink:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22787534
Der AUDIT (Alcohol Use Disorders Identification
Test) wurde im Auftrag der
WHO als Screening-Instrument zur Erfassung riskanten Konsums entwickelt
und 1989 erstmals veröffentlicht; 2001 erschien die Neuauflage (Babor et
al. 2001). In der dritten Frage des AUDIT-C wurde die Zahl der „erlaubten“ Drinks
von sechs auf fünf reduziert (NIAAA 2005).
Der Fragebogen sollte am besten
im Rahmen eines Interviews vom Arzt oder einem anderen Professionellen
ausgefüllt werden. Häufig wird er allerdings
dem Patienten zum selber Ausfüllen vorgelegt, wofür im amerikanischen Original
eine etwas veränderte
Version vorgesehen ist. In der Primärversorgung ebenso wie bei stationären
Patienten und älteren Menschen hat sich der AUDIT auch in Deutschland als
valide erwiesen (Dybek et al. 2006). Die Kurzfassung AUDIT-C mit drei Fragen
zum Konsum
gilt – auch
im Alter (Berks & McCormick 2008) – als ein geeignetes Screeninginstrument
mit hoher Sensitivität für riskanten Alkoholkonsum bzw. Alkoholmissbrauch.
Literatur:
Babor TF, Higgins-Biddle JC, Saunders
JB, Monteiro MG: AUDIT. The Alcohol Use disorders
Identification Test. Guidelines for
Use in Primary Care. Geneva: WHO/MSD/MSB/01.6a. 2. Edition 2001
http://www1.paho.org/English/DD/PUB/AuditBro-3.pdf
Berks J,
McCormick R: Screening for alcohol misuse in
elderly primary care patients: a systematic
literature review. Int Psychogeriatr 2008; 20(6):1090-103
https://www.cambridge.org/core/journals/international-psychogeriatrics/article/screening-for-alcohol-misuse-in-elderly-primary-care-patients-a-systematic-literature-review/D5DC9549F96781FE0D1D45D0B42D2D3D
Dybek
I, Bischof G, Grothues J, Reinhardt S, Meyer
C, Hapke U, John U, Broocks A, Hohagen F, Rumpf
HJ: The reliability and validity of the Alcohol
Use Disorders Identification Test (AUDIT) in
a German general practice population
sample.
J Stud Alcohol 2006; 67(3):473-81
https://www.researchgate.net/publication/7172262
Diehl
A, Mann K: Früherkennung von Alkoholabhängigkeit.
Probleme identifizieren und intervenieren. Dtsch
Arztebl 2005; 102: A 2244–2250 [Heft 33]
https://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=48034
NIAAA - National
Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism (2005):
Helping Patients Who Drink Too Much. A clinician’s
guide. Updated 2005 edition. Bethesda: NIAAA.
https://www.niaaa.nih.gov/guide
S3-Leitlinie “Screening,
Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen”.
AWMF-Register Nr. 076-001
https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/076-001.html
Bei der Behandlungvon nichttumorbedingten Schmerzen mit Opioidanalgetika kann sich u. U. Ein Missbrauch entwickeln. Risikofaktoren sind im Bereich von vorbestehenden psychischen Störungen, insbesondere Suchterkrankungen, zu suchen, aber auch die Art der Schmerzbeschwerden sowie der bisherige Umgang mit den Schmerzen lassen Rückschlüsse darauf zu, ob die Behandlung mit einem Opioidanalgetikum in Betracht kommt oder eher nicht. Die DIRE-Skala hilft, diese Risikofaktoren systematisch zu berücksichtigen.
Literatur:
Belgrade MJ, Schamber CD, Lindgren BR: The DIRE score: predicting outcomes
of opioid prescribing for chronic pain. J Pain. 2006 Sep;7(9):671-81
https://www.jpain.org/article/S1526-5900(06)00626-2/fulltext
7. AWMF-Leitlinie Medikamentenabhängigkeit von 2006
Die Leitlinie Medikamentenabhängigkeit
aus dem Jahr 2006 ist abgelaufen und auf der
AWMF-Homepage nicht mehr verfügbar.
Diese S2-Leitlinie ist jedoch einerseits größtenteils
inhaltlich noch aktuell und andererseits sehr
praxisnah gehalten.
Eine neue S3-Leitlinie Medikamentenabhängigkeit
wird voraussichtlich gegen Ende 2020 erscheinen
und dann auf der AWMF-Homepage verfügbar
sein.